Das Tor des Todes

Nach einer kurzen Mittagspause haben wir uns auf den Weg zum zweiten Teil der Führung im Lager „Auschwitz-Birkenau“ gemacht. Und plötzlich, direkt neben dem jetzt sich dort befindenden neuen Autoparkplatz, standen wir vor dem emblematischen Tor, welches den Anfang so vielen Leides darstellte. Es war irgendwie kleiner und friedlicher, als wir es uns vorgestellt hatten. Nach hinten erstreckte sich eine Landschaft aus teilweise noch erhaltenen und teilweise zerstörten Barraken. Das Gras war grün und die Sonne heiß auf unseren Köpfen. Der Horror, der sich dort abgespielt hatte, war spürbar, aber deutlich überlagert von der prallen Sonne und unserem langen Tag. Interessant fanden wir, dass die Schienen, welche scheinbar ewig lang durch das Eingangstor in das Lager reichen und ein berühmtes Bildmotiv für den Holocaust geworden sind, erst ziemlich spät, und zwar am 15. Mai 1944, in Betrieb genommen wurden. Davor mussten die Neuankömmlinge laufend in das Lager eintreten. Es wurde ihnen angeboten, auf der Ladefläche eines Lastwagens zu fahren, wenn sie krank oder müde waren, jedoch war dies der direkte Weg in die Gaskammer. In dem Lager wurden vor allem Frauen untergebracht, denn diese sollten in den umliegenden Feldern arbeiten. Die Männer hingegen arbeiteten in der Industrie.

Anna John – 2. Juli 2025